5. Zwischen Kunst und Politik

Aber auch wenn die Kommunikationsguerilla sich auf dieses Ziel konzentriert, muss man sich fragen, warum sie sich nicht auf eine rein politische Agitationsform, d.h. auf klare politische Forderungen beschränkt. Wäre eine solche direkte Kritik der Verhältnisse nicht möglicherweise erfolgreicher? Um politische Forderungen durchsetzen zu können, muss man von den herrschenden Institutionen und ihren Struktruren als konfliktfähig angesehen werden. Sie müssen ein hinreichendes Maß an politischer Macht besitzen, organisiert sein, um von den Herrschenden irritierend, politisch relevant wahrgenommen zu werden. Die Kommunikationsguerilla besitzt weder eine solche Konfliktfähigkeit, noch ein gewisses Drohpotential wie etwa Verbände oder Lobbys. Wenn man sich der Taktik der Macht bedienen will, kann man schlecht ihre Strukturen zerstören. Somit muss sich die Kommunikationsguerilla auf komplexere und subtilere Agitationsformen beschränken, da sie sonst ihr Ziel verfehlt.

Kommunikationsguerilla wird weitgehend von Künstlerinnen und Künstlern betrieben. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass es in der Kunst zum alltäglichen Handwerk gehört, die gesellschaftlichen Strukturen kritisch zu hinterfragen und die Erkenntnisse kreativ umzusetzen. Somit ist es naheliegend, dass sich die Kommunikationsguerilla aus diesem kreativen Potential rekrutiert, das die professionellen Voraussetzungen besitzt.