Künstlerische Strategien der Kommunikationsguerilla

Eine Untersuchung am Beispiel der „Yes Men“ und der „Billboard Liberation Front“


Inhalt

1.0. Zum Verständnis des Begriffs Kommunikationsguerilla und seine Ableitung

2.0. Die künstlerischen Strategien der Gruppe The Yes Men

2.1. Die Anfänge

2.2. Die Strategie des Fake

2.3. Die Strategie der Überidentifizierung

2.4. Aufdeckung des Fake

2.5. Reaktionen des Publikums

2.6. Das Dementi

2.7. Subversion der Machtverhältnisse

3.0. Die künstlerischen Strategien der Billboard Liberation Front

3.1. Das Manifest – Zu den Grundsätzen der Billboard Liberation Front

3.2. Zur Technik der Montage

3.3. Die Strategie der Verfremdung

3.4. Reaktionen des Publikums

3.5. Werbung oder Anti-Werbung?

4.0. Werbung in eigener Sache?

5.0. Zwischen Kunst und Politik

6.0 Wie subversiv ist die Kommunikationsguerilla?


Fußnoten


Quellenverzeichnis


1. Zum Verständnis des Begriffs Kommunikationsguerilla und seiner

Der Begriff Kommunikationsguerilla wurde erstmals 1967 von Umberto Eco in seinem Vortrag „Für eine semiologische Guerilla“ auf dem Kongress „Vision ’67“ des International Center for Communication in New York verwendet[1]. Er sprach sich dort gegen eine kulturpessimistische Sicht der Massenmedien aus, bei der der „Adressat der massenmedialen Botschaft nur noch eine globale ideologische Lektion, den Appell zur narkotisierenden Passivität“ [2] erhält

Die Beschreibung der massenmedialen Kommunikationskette und die Schlüsse, die Eco daraus zieht, können als theoretische Grundlage aller Praktiken der Kommunikationsguerilla bezeichnet werden. Eco geht von folgendem Modell einer medialen Kommunikationskette aus: Eine Quelle sendet mittels eines Sendegerätes ein Signal durch einen Kanal. Dieses Signal wird am Ende des Kanals „durch ein Empfangsgerät in eine Botschaft zum Gebrauch des Empfängers verwandelt“[3].Voraussetzung dafür, dass die Botschaft an ihrem Ziel wieder entschlüsselt werden kann, sei die Existenz eines für die Quelle und den Empfänger gemeinsamen Codes. Laut Eco ist ein Code „ein im Voraus festgelegtes System von Wahrscheinlichkeiten, und nur anhand des Codes kann der Empfänger entscheiden, ob die Elemente der Botschaft intentional sind (von der Quelle gewollt) oder Folgen der Störgeräusche.“[3]

Daraus zieht Eco den Schluss, dass die Botschaft eine leere Form ist, die vom Empfänger mit verschiedenen Bedeutungen gefüllt werden kann, je nachdem welchen Code er auf sie anwendet. Somit erlangt der Empfänger eine Interpretationsfreiheit zurück, die ihm unterschiedliche Betrachtungen der einen Botschaft ermöglicht.[4] Somit sei es der Empfänger der die Botschaft kontrolliert und nicht die Quelle, von der sie ausgegangen sei.

Eco fordert nun eine Guerillataktik, deren Ziel es ist, „überall auf der Welt den ersten Platz vor jedem Fernsehapparat zu besetzen“[5], um somit die übermittelte Botschaft kontrollieren zu können. Von dieser eher autoritären Vorstellung von einer Kontrolle der Botschaft hat sich die heutige Kommunikationsguerilla entfernt. Ihr geht es weniger darum eine bestimmte Interpretation der Botschaft zu verbreiten als die Interpretationsvariabilität aufzuzeigen. Die Kommunikationsguerilla macht sich also diese Theorie zu Nutzen und führt in den medialen Kommunikationsprozess ein „Störgeräusch“ ein, dass es ermöglicht, die Botschaft anders wahrzunehmen und somit den Code der für ihre „korrekte“ Entschlüsselung außer Kraft zu setzen. Somit übt die Kommunikationsguerilla in erster Linie keine Kritik am Inhalt der Botschaft, sondern an der Vorgabe diese Botschaft auf eine bestimmte Weise interpretieren zu müssen.

Umberto Eco beschränkt sich in seinem Vortrag auf die massenmediale Kommunikation. Im „Handbuch der Kommunikationsguerilla“ hingegen, werden die Codes zur Entschlüsselung der Botschaft als ein allgemeines Regelsystem, als eine „kulturelle Grammatik“ bezeichnet, die alle Arten von Kommunikation im Alltag oder medial, strukturiert. Die „kulturelle Grammatik“, bestehe zum Beispiel aus ästhetischen Codes und Verhaltensregeln, aus dem Erscheinungsbild von Objekten und dem Ablauf von Situationen. [6] Diese Regeln blieben jedoch, wie die Codes bei Eco im Verborgenen, da sie „als etwas historisch Gewordenes zu einer scheinbar natürlichen Gegebenheit“[7] geworden seien. Gleichzeitig seien diese Regeln Ausdruck von gesellschaftlichen Machtverhältnissen, die hinter dieser „Natürlichkeit“7 verborgen blieben.

Als Beispiel wird hier eine typische Vortragssituation genannt, in der von der Ausrichtung der Stühle auf das Podium, bis zur Entscheidung, wer wann sprechen oder klatschen darf, alles im Vorhinein durch unaufgeschriebene Regeln festgelegt ist. Würden diese Regeln nicht beachtet, könne eine solche Vortragssituation nicht funktionieren. Würde beispielsweise das Publikum an Stellen klatschen, an denen eigentlich nicht geklatscht wird oder würde es sich mit dem Rücken zum Podium setzten, torpedierte es damit die ganze Veranstaltung, die vorbereitete Rede würde gestört, die „Informationen“ könnten nicht so wie geplant vermittelt werden. An genau dieser Stelle setzt die Kommunikationsguerilla an. Ihr Ziel ist es gerade diese Regeln zu stören und sie dadurch sichtbar zu machen.

Im „Handbuch der Kommunikationsguerilla“ taucht der Begriff erstmals als Bezeichnung einer Gruppe von Künstlern und Aktivisten auf, die sich als Ziel gesetzt hat die Kommunikationscodes und mit ihnen die „natürlichen“ Machtverhältnisse anzugreifen. Als Begründung der Wahl des Begriffs für diese Bewegung geben die AutorInnen an, der Begriff umfasse alle Konzepte und Agitationsformen der Kommunikationsguerilla, da sie alle auf gesellschaftliche Kommunikationsprozesse Bezug nehmen[8], „die Kommunikation zwischen Medien und Medienkonsumentinnen, die Kommunikation im öffentlichen oder sozialen Raum sowie die Kommunikation zwischen gesellschaftlichen Institutionen und Individuen“[9].

Die Kommunikationsguerilla besteht aus den verschiedensten Gruppen und Einzelpersonen aus den westlichen Industrieländern, die sich nur in einem Punkt gleichen, ihrem Ziel auf bestimmte Missstände in eben diesen westlichen Gesellschaften aufmerksam zu machen. Die Kommunikationsguerilla faked, kopiert, entfremdet, verrückt, montiert, zerstückelt und verändert das, wogegen sie angehen will, wie z.B. die Werbung; das Auftreten der Konzerne oder der Politiker. Große Themenfelder sind beispielsweise die Macht der Konzerne, Manipulation durch Werbung und Einfluss der Medien.

Im anglophonen Sprachraum werden die Kommunikationsguerilleros als Culture oder Cultural jammer (jammer: Störsender, to jam: blockieren, einklemmen, festklemmen) bezeichnet. Mark Dery bezieht sich in seinem richtungsweisenden Aufsatz „Culture Jamming: Hacking, Slashing and Sniping in the Empire of Signs“ ebenfalls auf Umberto Ecos „Für eine semiologische Guerilla“. Der Begriff Cultural Jammer ist lediglich eine andere Bezeichnung für das selbe Phänomen bzw. die selbe Bewegung.

Kommunikationsguerilleros wie Cultural Jammer sehen ihren Ursprung in der Studentenbewegung der 60er und 70er Jahre. Neben den theoretischen Grundlagen, wie Ecos Überlegungen zur Kommunikation datieren auch die ersten Aktionen in dieser Zeit. Die Situationistische Internationale wird als Vorreiter oder Beginn der heutigen Kommunikationsguerilla verstanden. Die Gruppe lehnte beispielsweise eine Verwendung der von ihnen entwickelten künstlerischen Formen außerhalb eines politisch-revolutionären Kontextes ab. Sie entwickelte neue Formen der Subversion und forderte die „Einführung der Guerilla in den Massenmedien…“[10]

Auch die Plakatkunst im Sinne der Kommunikationsguerilla erlangte in dieser Zeit große Bekanntheit. Ein populäres Beispiel ist das Plakat von Jürgen Holtfreter von 1973 für den Sozialistischen Deutschen Studentenbund, für das er als Vorbild ein Werbeplakat der Deutschen Bahn verändert hat. In ironisierender Weise wird hier auf ein Plakat der Deutschen Bundesbahn Bezug genommen, das denselben Slogan verwendet.

Die Kommunikationsguerilla kann grob in zwei Strömungen unterteilt werden. Es gibt Gruppen, die in performativen Aktionen in bestimmte Räume eindringen und hier ihre aufdeckenden Strategien anwenden. Andere arbeiten rein auf der Ebene der ästhetischen Oberfläche, z.B. mit Eingriffen in Werbeplakate oder durch das Entwickeln neuer Produkte. Der Pariser Brand-Hacker Ora-Ito veränderte beispielsweise den Apple-Laptop zu einem hack-mac, der ganz in Tarnfaben gehalten, unterm dem Apple Logo mit dem Motto Think Weapon vermarktet wurde.[11]

Beide Strömungen können nicht unabhängig voneinander gesehen werden. Ihre Strategien lassen sich manchmal nicht genau einer dieser beiden Gruppen zu ordnen. Dennoch ist diese Unterscheidung hilfreich, um einen Überblick über die ganze Bewegung zu bekommen. In dieser Arbeit sollen nun aus diesen beiden Gruppen zwei verschiedene künstlerische Strategien untersucht und einander gegenübergestellt werden. Ich beschränke mich hierbei auf die amerikanische Gruppen „The Yes Men“, deren Hauptaugenmerk auf der Performance liegt und auf die kanadische Gruppe „Billboard Liberation Front“, die sich auf Eingriffe in öffentliche Plakate spezialisiert hat. Die beiden Gruppen können stellvertretend für die zwei wichtigen Strömungen innerhalb der Bewegung der Kommunikationsguerilla gesehen werden. Es soll nun jeweils eine Arbeit der Gruppe untersucht werden, wobei der Fokus auf den von ihnen eingesetzten künstlerischen Strategien liegt.

2. Die künstlerischen Strategien der Gruppe The Yes Men

Die Yes Men sind eine Gruppe amerikanischer Künstler, die seit den 1990er Jahren politische Aktionen im Sinne der Kommunikationsguerilla durchführen. Der Kern der Gruppe „The Yes Men“ besteht aus Jacques Servin und Igor Vamos alias Andy Bichlbaum und Mike Bonanno. Neben ihrer Arbeit bei den Yes Men sind beide auch in andere Kommunikationsguerillaprojekte eingebunden sind, wie z.B. die „Barbie Liberation Organization“ [12] der SimCopter-Fake [13] oder die Firma rtmARK[14]. Als Yes Men fälschen sie Internetseiten beispielsweise der World Trade Organisation oder treten als Vertreter eben dieser Organisationen auf Konferenzen auf. Es soll nun beispielhaft eine Aktion der Yes Men untersucht werden, um aufzuzeigen, mit welchen Strategien sie arbeiten.

2.1. Die Anfänge

Zehn Tage vor der WTO-Konferenz in Seattle im Jahre 1999 geht die gefälschte Website der Yes Men auf der Domain www.gatt.org ans Netz, die sich für die offizielle Website der WTO bzw. der GATT ausgibt. Durch die Suchmaschinen werden die Internetsurfer, die nach der WTO oder der GATT suchen, auf die gefakte Website geleitet. Der erste Eindruck der Website lässt den Besucher nicht daran zweifeln, dass es sich hier nicht um die tatsächliche Seite der WTO handelt. Die beiden Seiten haben das gleiche Layout, selbst das offizielle WTO-Logo ziert die gefakte Seite. Sobald der Besucher jedoch zu lesen beginnt, wird schnell klar, dass es sich hier nicht um die offizielle Seite der WTO handeln kann. Man findet dort beispielsweise einen Artikel vom März 2002 mit der Überschrift: „WTO to announce schedule for disbanding“[15], in dem beschrieben wird, dass nach einer Untersuchung der Auswirkungen der aktuellen Welthandelspolitik die WTO beschlossen hat, alle ihre Operationen einzustellen, um eine Politik zugunsten der armen Länder zu unterstützen[16]. Der Artikel ist in einer sachlichen Sprache verfasst, so dass erst durch das Lesen der WTO kritischen Inhalte das eigentliche Anliegen der Seite klar wird.

Obwohl die WTO-Seiten also offensichtlich nicht von den ausgegeben Betreibern sein konnten, erreichte die Künstler Bichlbaum und Bonnano ein Email, in dem sie auf eine Internationale Welthandelskonferenz eingeladen wurden und zwar als offizielle Vertreter der WTO. Seither wurden die Yes Men als Vertreter der WTO auf verschiedenste Konferenzen eingeladen und durch neue gefakte Websites auch als Vertreter anderer Firmen beispielsweise dem Chemiefabrikant Dow Chemicals. Diese offiziellen Auftritte sind als eigentliche Arbeit der Yes Men zu sehen, die Internetseiten dienen nur dem Zweck eingeladen zu werden, um life performen zu können. Nun soll einer ihrer performativen Auftritte, der Vortrag, den sie auf der Konferenz „Textiles for the Future“ in Tampere gehalten haben, analysiert werden.

2.2. Die Strategie des Fake

Bichlbaum und Bonanno bereiteten für die Konferenz eine Rede inklusive Powerpointpräsentation vor, die der Form einer solchen Veranstaltung weitgehend entspricht. Beide erschienen in schwarzen Anzügen und hielten sich an die auf einer solchen Veranstaltung geltenden Konventionen. Äußerlich deutete nichts darauf hin, dass die beiden nicht die waren, für die sie sich ausgaben.

Nur so ist es möglich, dass zwei Fremde in diesen für sie eigentlich unzugänglichen Kreis unbemerkt herein kommen können. Wie auch bei den Internetseiten ist hier das Übernehmen der ästhetischen Codes die Taktik um eine Rolle ausführen zu können, die sie bei Preisgabe der eigentlichen Identität nicht einnehmen dürften. Die Strategie, die sich hier als ein wichtiges Grundelement der Arbeit der Yes Men zeigt, ist die des Fake. Das Fake „ahmt die Stimme der Macht möglichst perfekt nach, um für einen begrenzten Zeitraum unentdeckt in ihrem Namen und mit ihrer Autorität zu sprechen… “[1] So deckt ein Fake gleichzeitig auf, dass es eben diese sonst unsichtbaren Regeln gibt, die, solange sie eingehalten werden, nicht auffallen. Dadurch dass sich die beiden, dieser Strategie bedienen müssen, um sich dort einzuschmuggeln, wird deutlich, dass es sich hier um einen Personenkreis handelt, der nicht für jeden offen ist. Somit kritisiert das Fake die bestehenden gesellschaftlichen Konventionen und Machtverhältnisse, indem es sie umgeht. Damit das Fake seine subversive Wirkung entfalten kann, muss es jedoch irgendwann aufgedeckt werden. Auf diesen entscheidenden Enthüllungsprozess soll später noch genauer eingegangen werden.

Die Yes Men selbst bezeichnen ihre Vorgehensweise selbst als „Identity Correction“ und beschrieben sie wie folgt: “We do that kind of exaggeration operation, but with ideas. We agree with people—turning up the volume on their ideas as we talk, until they can see their ideas distorted in our funhouse mirror.” [18] Der Name der Gruppe, the Yes Men drückt auch eben genau diese bewusst distanzlose, bejahende Haltung aus.

2.3. Die Strategie der Überidentifizierung

Durch das Vortäuschen falscher Identitäten konnten die Yes Men also in den Kreis der ca. 150 Geschäftmänner und -frauen, WirtschaftpolitikerInnen und AkademikerInnen eindringen, vor denen sie nun ihren Vortrag präsentieren sollten.

In seiner Rede stellt Andy Bichlbaum alias Hank Hardy Unruh ein Konzept auf, wie man mit dem Erbe der Sklaverei in der heutigen globalen Wirtschaft umgehen könnte, ohne diese zu dämonisieren. Er schlägt eine Form des Fremdarbeiters vor, beispielsweise aus Gabun, der im Gegensatz zu den früheren Sklaven sein Land nicht verlassen müsse, sondern seine Arbeit dort verrichten könne, Unterkunft und Versorgung bezahlt bekäme und so nicht unangenehmen Dingen wie Heimweh oder Rassismus ausgesetzt wäre.

Unruh bezeichnet dieses absurde Konzept als menschlicher aber auch ökonomischer, da die Lebensunterhaltskosten in Gabun einen Bruchteil von denen beispielsweise in Finnland ausmachen. Als das einzige Problem der Fremdarbeit stellt er die Kontrolle der Arbeiter dar, bei der so Unruh eine ständiger Kontakt von Manager und Arbeitern erforderlich sei, damit diese nicht zum Problem würden.[19]

Die Radikalität und Absurdität der Aussagen, die Hank Hardy Unruh vorträgt, ist, so zeigt das Video der Präsentation [20], nicht zu überhören.

Die Yes Men versuchen durch die Sprache, die stimmige Oberfläche, die sie als kompetente Wirtschaftskenner ausweist, aufzubrechen und ihre eigentliche Intention auszudrücken, die Kritik an der bestehenden Wirtschaftspolitik der WTO. Wirtschaftsliberale Grundsätze werden in der Rede so überspitzt oder vereinfacht dargestellt, dass, so meint man, den Fachleuten alle Haare zu Berge stehen sollten.

Die Verfremdung des Inhalts, die die Yes Men hier erzeugen, folgt einer Strategie der Überidentifizierung [21]. Die Yes Men kopieren die Rolle in diesem Fall von Vertretern der WTO genau und steigern ihre Ansichten ins Extreme. Statt, wie in dem Beitrag auf ihrer Internetseite zu verkünden, die Politik der WTO wäre unzureichend und unfair und müsse geändert werden, sprechen sie sich hier für eine Optimierung rücksichtsloser Politik aus. Das System wird von ihnen konsequenter dargestellt als von seinen eigentlichen Vertretern. Durch diese Überspitzung der allgemein herrschenden und akzeptierten Vorstellungen in der Wirtschafsbranche soll den Angesprochenen nicht die Möglichkeit gegeben werden, eine Distanz zu dem von ihnen vertretenen System zu Erleben. Sie werden mit den extremen Seiten des Systems so konfrontiert, dass sie keine Möglichkeit mehr haben, diese Vorwürfe herunterzuspielen oder unbemerkt vorbeiziehen zu lassen.

2.4. Aufdeckung des Fake

Gegen Ende der Präsentation verlässt Unruh die konventionelle Vortragsebene, indem er hinter dem Rednerpult hervor tritt, wo ihm nun sein Sekretär, Mike Bonanno, mit einer schwungvollen Geste die Kleider vom Leib reißt und ein goldener Ganzkörperanzug, der „Management Leisure Suit“ zum Vorschein kommt, an dem sich in wenigen Sekunden ein ca. 1m langer, ebenfalls goldener Phallus langsam aufbläst. Dieser Anzug wird von ihm im Folgenden als neueste technische Errungenschaft gepriesen, der durch einen eingebauten Bildschirm an der Spitze des Phallus eine ständige Überwachung der Fremdarbeiter ermöglicht.

An dieser Stelle kippt die Präsentation. Der eigens für diesen Auftritt entworfene Anzug visualisiert die vorher genannten Argumente und überführt sie in einen konkreten Vorschlag, wie die Kontrolle der „Fremdarbeiter“ tatsächlich bewerkstelligt werden kann. Der Anzug bricht mit allen Konventionen, die bis jetzt noch eingehalten wurden, der Dresscode wird nun bewusst missachtet. Er nimmt in seiner Ausführung Bezug zur Situation, die Farbe Gold steht für Reichtum und Macht, der überdimensionale Phallus für Potenz, was in unseren Breitengraden oft mit Macht gleichgesetzt wird. Gleichzeitig ist der Phallus ein Symbol für Männlichkeit. Durch die Kombination der Assoziationen wie Reichtum, Macht und Männlichkeit wird die Aussage getroffen, dass Macht und Reichtum männliche Eigenschaften sind, wodurch eine Kritik an der Verteilung von Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen aufkommt. Diese Kritik wird dadurch unterstrichen, dass der Anzug seinen Träger unausweichlich ins Lächerlich zieht. Der enganliegende gold glänzende Anzug ist keine würdevolle Kleidung für einen Manager. Der riesige Phallus lässt den Träger, Hank Hardy Unruh, weniger männlich als klein und schmächtig wirken. Der Anzug ist eine Parodie auf die konventionelle Vorstellung von einem erfolgreichen Mann in einflussreicher Position.

Die Strategie die hinter dieser performativen Erweiterung des Vortrags steht, ist nicht mehr die der Überidentifizierung. Nun werden die vorher angenommenen Konventionen so weit entfremdet, dass die Distanz zu frappierend ist, um nicht deutlich zu werden. Der Anzug ist, so empfindet jedenfalls der Außenstehende, so weit von den gängigen Konventionen entfernt, dass er als Empfehlung unmöglich ernst genommen werden kann. Die Yes Men versuchen hierdurch sicherzustellen, dass ihr Fake auffliegt, denn die Aufdeckung ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie.

Wie vorhin schon kurz angesprochen, ist die Enthüllung eines Fakes notwendig, damit dieser überhaupt ein Wirkung hat. Wird der Fake wider Erwarten nicht von selbst entdeckt, muss er von den Machern aufgedeckt werden, da er elementar für die ganze Aktion ist. Ohne Aufdeckung würde die kritische Absicht im Verborgenen bleiben. Bestimmte Strukturen oder Eigenschaften eines sonst im Verborgenen liegenden Systems würden sonst nicht öffentlich gemacht und damit demaskiert, sondern die Strukturen bestätigt. Verstärkt besteht diese Gefahr bei der Strategie der Überidentifizierung, da, falls der Fake nicht aufgedeckt wird, die Strukturen nicht nur bestärkt, sondern das Publikum möglicherweise in seinen Ansichten noch radikalisiert wird. Ein Fake befindet sich bis zu seiner Enthüllung immer in einer Situation wie auf Messers Schneide, eine frühzeitige Demaskierung würde die Wirkung abschwächen, würde der Fake aber gar nicht aufgedeckt werden, so hätte die Aktion möglicherweise eine affirmative Wirkung.

Auf vorherigen Konferenzen, auf denen sie ebenfalls als WTO-Vertreter aufgetreten waren, beschränkten sie sich auf einen Vortrag im konventionellen Rahmen. Durch diese offensichtlich ungewöhnliche und damit provozierende, zusätzliche Aktion, wollen sie sicherstellen, dass die Konferenzteilnehmer erkennen, dass sie unmöglich wirkliche Vertreter der WTO sein können.

2.5. Die Reaktionen des Publikums

Die Reaktionen auf die Präsentation von Hank Hardy Unruh fallen jedoch wieder anders als erwartet aus. Das Publikum ist begeistert, als die beiden das Podium verlassen, ertönt schallender Applaus. Beim anschließenden gemeinsamen Essen versuchen Bichlbaum und Bonanno im persönlichen Gespräch herauszufinden, wie der Vortrag aufgenommen wurde. Antworten waren z.B.: „Interesting lecture!“[22], „I enjoyed your lecture of course, but only wondered what was its point.“[23] oder Danksagungen dafür, dass sie dem Publikum den Wert des kreativen Denkens wieder vor Augen geführt haben. Die einzige kritische Stimme kam von einer Frau, die den Anzug dafür kritisierte, die Dinge zu sehr aus der männlichen Perspektive darzustellen. Den Vorschlag von Unruh den Phallus unter Umständen durch Brüste zu ersetzen, in die dann der Monitor eingebaut werden könne, fände sie gut.[24] Die nach der ersten performativen Aktion der Yes Men noch ungläubig ausgesprochene Feststellung „We couldn’t get them to disbelieve us“[25] sollte sich ein weiteres Mal bestätigen. Andy Bichlbaum äußerte sich folgendermaßen über die Reaktionen: „Meine Einschätzung ist, dass sie erkannt haben, dass da was Komisches dran war am Aufblasen eines riesigen Phallus, und sie haben begriffen, dass wir vielleicht nicht WIRKLICH vorschlugen, dass die Leute mit diesen Dingern rumlaufen sollen. Aber wenige von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe... Da gab's zum Beispiel einen Typ, der war von der Sache etwas genervt, ein sehr ernsthafter Typ, der einfach nur meinte: "Warum macht Ihr das hier? Wir sind keine Kleinkinder." Aber dann habe ich ihn angestachelt: "Nun, okay, davon abgesehen, gab's da irgendwas Anstößiges bei dem, was ich vorgetragen habe?" - "Nein, überhaupt nicht." Er war Chemiker...“[26]

Das Publikum hat also trotz den Bemühungen der Yes Men das Fake im Vortrag aufzudecken nicht bemerkt, dass es sich hier nicht um tatsächliche WTO-Vertretern handelt. Ob die Aktion nun als gescheitert gilt, da das Fake nicht vom Publikum aufgedeckt wurde, soll im nächsten Abschnitt geklärt werden, wo die Rolle der Medien im Vorgang der Aufdeckung des Fakes behandelt werden wird.

2.6. Das Dementi

Bereits kurz nach der Konferenz werden die Yes Men von regionalen Zeitungen interviewt, die dem WTO-Vertreter in dem goldenen „Management Leisure Suit“ ein halbseitiges Farbfoto widmen. Sobald die Meldung über WTO-Vertreter in goldenen Ganzkörperanzügen mit aufblasbaren Riesenphallus, die sich für die Wiedereinführung der Sklaverei aussprechen, an die Öffentlichkeit gelangt, ist die WTO dazu verpflichtet klar zu stellen, dass es sich hier um einen Fake handelt, um ihr Image zu wahren. Paradoxerweise wird gerade dadurch die Aktion bekannt gemacht und die WTO ins Lächerliche gezogen. Denn wer etwas vehement dementiert, wird auch wenn das nicht die Absicht des Dementis ist, in Zukunft immer mit der dementierten Sache in Verbindung gebracht werden. Weiterhin wäre ein Dementi auch gar nicht notwendig, wenn die Darstellung sowieso von allen als absurd abgetan wird. Ein Dementi kann also eine völlig unbeabsichtigte Wirkung haben, nämlich die, dass von den Mediennutzern das, was dementiert wird, für möglich gehalten wird. Somit schneiden sich die Angegriffenen ins eigene Fleisch, wenn sie an die Öffentlichkeit treten. Besonders bitter ist es für die Organisation, wenn wie in diesem Fall, der Fake erst im Nachhinein aufgedeckt wird. Denn das beweist, dass die Konferenzteilnehmer es für möglich gehalten hätten, dass WTO-Vertreter in einer solchen Art und Weise auftreten. Somit ist die Aktion als solche also nicht gescheitert, da die Nichtaufdeckung des Fakes durch die Konferenzteilnehmer die Schlagkraft von diesem letztendlich noch erhöht hat.

2.7. Subversion der Machtverhältnisse

Die Yes Men haben mit ihrer Aktion also aufgezeigt, dass, solange die Form stimmt, jeder sich als WTO-Vertreter ausgeben kann und in Wirtschaftskreisen auch als solcher ernst genommen wird, egal welche Botschaften man dabei von sich gibt. Damit greifen die Yes Men die Meinungshoheit der Wirtschaftsexperten in eben diesem Themengebiet an und verdeutlichen, dass sich auch hier nur um Menschen handelt, die verschiedene Interessen vertreten, die somit auch Fehler machen und manchmal Sachen sagen, die sie nicht unbedingt als Experten ausweisen. Hier zeit sich das subversive Potential ihrer Aktion. Indem sie die Wirtschaftsszene von ihrem Sockel herunter stoßen fordern sie dazu auf, Kritik zu üben, auch wenn dieses Recht den Bürgen ohne entsprechende Vorbildung, normalerweise nicht zu gestanden wird. Durch ihre Aktion wird überhaupt erst deutlich, dass die sogenannten Wirtschaftsexperten eine Meinungshoheit über bestimmte Themen haben und somit auch die Macht, bestimmte Entscheidungen in ihrem Interesse zu beeinflussen, ohne dass sich ihnen jemand entgegenstellt. Mit ihrer Aktion fordern die Yes Men also alle Bürger dazu auf sich kritisch zu äußern, die Machtmechanismen werden bloßgelegt und somit attackiert, sie werden jedoch nicht grundlegend verändert. Die Aktion verändert nichts an der Tatsache, dass die Wirtschaftsexperten weiterhin die Meinungshoheit besitzen, sie verändert nichts am Strom der Informationen, der von den Experten ausgehend den Bürger erreicht. Dieser kann weiterhin lediglich Stellung zu den vorgegebenen Informationen nehmen, kann sie aber nicht aktiv mit gestalten. Somit greift die Aktion nicht das System als solches an, sondern deckt lediglich einige Symptome auf. Die Wirkung einer solchen Aktion sollte also nicht überschätzt werden. Genauso wenig sollte sie aber auch unterschätzt werden, denn durch das Angreifen der Meinungshoheit steigt die Kritik, wodurch dann möglicherweise Veränderungsprozesse eingeleitet oder angetrieben werden können. Zu einem solchen Veränderungsprozess, der sich hauptsächlich im Bewusstsein der Bürger abspielt, will die Kommunikationsguerilla mit ihren Aktionen beitragen. Auch die Billboard Liberation Front, hat sich diesem Ziel verschieben und versucht dieses durch künstlerische Eingriffe in Werbeplakate zu erreichen. Die Gruppe und ihre Arbeit soll im folgenden Kapitel vorgestellt werden, wobei eine ihrer Arbeiten ausführlicher analysiert werden wird, um beispielhaft ihre künstlerische Strategie aufzuzeigen.

3. Die künstlerischen Strategien der Billboard Liberation Front

Die Billboard Liberation Front (BFL) ist 1977 als Abspaltung des im selben Jahr gegründeten Suicide Clubs in San Francisco entstanden. Der Suicide Club war eine geheime Gesellschaft, die sich allen Taktiken der Kommunikationsguerilla verschrieben hatten. Die BLF, von Jack Napier und Irving Glikk gegründet, wollte sich nun ausschließlich dem “billboard improvement” [27] (billboard: Plakatwand, Reklamefläche, improvement: Verbesserung, Verschönerung, Optimierung) widmen. Das billboard improvement, hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Veränderung der Werbebotschaft auf Plakaten, kritisch Stellung zu nehmen zu der Ethik der Firma, des Produktes oder zu Werbung im Allgemeinen. Weltweit gibt es verschiedene Gruppen, die alle auf verschiedene Arten mit dieser Taktik arbeiten und sie weiterentwickeln, wie z.B. die Guerilla Girls aus New York oder die Billboard Utilising Graffitists Against Unhealthy Promotions (B.U.G.A. U.P.) aus Australien.

Weltweit gibt es verschiedene Netzwerke in denen sich die Gruppen treffen und austauschen. Die Adbusters Media Foundation, 1989 in Kanada gegründet, beschreibt sich selbst als ein globales Netzwerk für Kommunikationsguerillas, die sich insbesondere dem Sprengen (to bust) von Werbung (ad von advertisement) und ihrer Botschaft verschrieben haben. Hierbei beschränken sie sich aber nicht wie die BLF auf die öffentlichen Werbeplakate, sondern widmen sich allen Formen von Werbung. Weitere ähnliche Netzwerke gibt es in Frankreich, Norwegen und Japan. Die BLF muss also im Kontext eines weltweiten auf die Industriestaaten beschränktes Netzwerk von Billboard-Improvement und Adbusters Gruppen gesehen werden.

3.1. Das Manifest – Zu den Grundsätzen der Billboard Liberation Front

Auf ihrer Website hat die Billboard Liberation Front verschiedene theoretische Texte wie z.B. „The BLF Manifesto“ oder „Fauxvertising, FSU-ism and other Semiotic Attacks on Consensual Reality", sowie eine praktische Anleitung zum Billboard Improvement veröffentlicht. Sie liefern zu ihrer Arbeit sozusagen den theoretischen Hintergrund dazu, um ihre Absichten und Ziele zu verdeutlichen. Dies unterscheidet sich stark von der Vorgehensweise der Yes Men, die keinerlei theoretischen Hintergrund zu ihren Aktionen liefern. Bei ihnen steht die Aktion oder die Website für sich und können so vom Betrachter interpretiert werden.

Anstatt direkt die großen Konzerne anzugehen und bloßzustellen, so wie die Yes Men in ihrer Arbeit, hat sich die Billboard Liberation Front auf eine eher im Alltag übliche Darstellungsform, das Werbeplakat, beschränkt. In ihrem auf der Internetseite veröffentlichten Manifest beschreibt sie die Gründe für ihr Vorgehen gegen die Besetzung des öffentlichen Raums durch Werbebotschaften[28].

“You can switch off/smash/shoot/hack or in other ways avoid Television, Computers and Radio. You are not compelled to buy magazines or subscribe to newspapers. You can sic your rotweiler on door to door salesman. Of all the types of media used to disseminate the Ad there is only one which is entirely inescapable to all but the bedridden shut-in or the Thoreauian misanthrope. We speak, of course of the Billboard.“[29] Die BLF kämpft also gegen eine übermächtige Anwesenheit von Werbung im öffentlichen Raum, der man sich unmöglich entziehen könne.

Die riesigen Werbeplakate, die in Kanada und Amerika weitaus verbreiteter sind als in Europa, ließen die BLF dem Spaziergänger oder Autofahrer keine Möglichkeit sich ihnen zu entziehen, sie drängten sich durch ihre geschickte Platzierung beispielsweise an Autobahnen, ins Blickfeld und werden so, wenn auch nur unbewusst wahrgenommen. Die Werbebotschaften, schlichen sich so in unser Bewusstsein und veränderten unsere Gedanken und unser bildliches Vorstellungsvermögen.[30]

Dennoch verlangt die BFL nicht die Abschaffung des Billboards, statt dessen fordert sie die Leute dazu auf, selbst aktiv zu werden und die Werbeplakate in ihrem Sinne zu verändern. Zusätzlich fordert sie für jeden Bürger ein eigenes Werbeplakat, das dieser selbst gestalten kann. Wie eben schon erwähnt kann man auf der Internetseite eine ausführliche Anleitung finden, wie eine solche Billboard-Improvement-Aktion zu planen und durchzuführen ist.

Wichtig für ihre Eingriffe ist weiterhin, dass diese sich leicht wieder entfernen lassen. Ziel ist nicht, dass Plakat zu zerstören, sondern für kurze Zeit die Botschaft, die es vermittelt, zu verändern. In ihrer Anleitung „The Art & Science of Billboard Improvement“ empfehlen sie daher einen Gummikleber zu verwenden, der sich leicht entfernen lässt. Bei jeder Aktion lassen sie außerdem, wenn möglich einen Six-Pack Bier oben am Billboard, als kleinen Ausgleich für die Arbeiter, die das Plakat wieder in seinen Ausgangszustand bringen müssen. Wie bei den Yes Men haben wir es hier also nicht mit einer dogmatischen Kampfgruppe zu tun, die verbissen ihre politischen Vorstellungen an die Frau und an den Mann bringen will. Beide Gruppen möchten auf etwas aufmerksam machen, an dem wir sonst unbemerkt vorbeigehen, -klicken oder -zappen. So versuchen sie in die Wahrnehmung des Betrachters zu verändern und damit die Realität anders und kritisch zu beleuchten.

Nun soll beispielhaft ein billboard improvement der Gruppe beschrieben werden, und zwar das bereits 1980 von der Gruppe veränderte Marlboro-Werbeplakat. Es kann als exemplarisch für die Arbeit der BFL angehen werden, da es sich um eine Zigarettenwerbung handelt, die häufiges Ziel der Gruppe sind.

3.2. Die Technik der Montage

Das am 20. April 1980 veränderte Plakat zeigt zwei verschiedene, bei Billboard-Improvement-Gruppen beliebte Taktiken. Zum Einen, das Hinzufügen oder Verändern eines Buchstabens und zum Anderen das Anbringen von Sprechblasen. Der Markenname Marlboro wird verändert, in dem der letzte Buchstabe, ein o, in ein e umgewandelt wird, wodurch das Wort bore (to bore: sich langweilen) entsteht. Der Markenname, vor dem typischen weiß-roten Hintergrund nimmt gut 4/5 des ganzen Plakates ein. Somit ist die Veränderung des letzten Buchstabens der auffälligere Eingriff. Auf der linken Seite befindet sich, vor den Schriftzug, das Photo eines Cowboys in Arbeitskleidung, samt Hut und Lasso, der nun von der BLF die Sprachblase mit dem Inhalt „Yawn“ (deutsch: Gähn!) an den Mund gesetzt bekommt. Die Technik die hier verwendet wird, ist die der Montage, d.h. dass durch das Hinzufügen von neuen oder das Verändern von vorhandenen Elementen, die ursprüngliche Aussage in einen neunen Kontext gestellt wird. [31]

3.3. Die Strategie der Verfremdung

Der strenge Gesichtsausdruck des Cowboys, der normalerweise eher als „cool“ oder männlich gedeutet wird, wirkt durch die Veränderung des Buchstabens und des Hinzufügens der Sprechblase tatsächlich unbeteiligt und gelangweilt. Durch dieses kleinere Detail wird die auffälligere Veränderung des Markennamens Marlboro bei genauerem Hinsehen noch einmal unterstrichen. Langeweile steht genau im Gegensatz dazu, was die Firma mit dieser Werbecampagne eigentlich aussagen möchte, Freiheit, Abenteuer, Gefahr, Ursprünglichkeit und Männlichkeit.

Die eigentliche werbewirksame Aussage des Plakates wird also ins Gegenteil umgekehrt und somit werbeunwirksam gemacht. Das Produkt wird nun nicht mehr positiv dargestellt, sondern negativ, die Attribute, die dem Marlboro Mann sonst zugeschrieben wurden, werden lächerlich gemacht. Der Cowboy wird vom idealisierenden Sockel heruntergestoßen. Durch eine kleine Veränderung wird also das übliche Wahrnehmungsmuster von Sachverhalten kritisch beleuchtet. [32]

Diese Strategie der Verfremdung [33] greift die Bilder und Schriftzüge des Werbeplakates auf, um ihr Erscheinungsbild und den Inhalt zu verändern. Die Veränderungen werden so gering wie möglich gehalten, damit das Plakat seine ursprüngliche Ästhetik behält. Ziel ist wie gesagt nicht, das Plakat zu zerstören, sondern ihm eine neue Bedeutung geben: "We want the emphasis to be on the message, not the damage done,…"[34]

Diese Strategie bedient sich der bereits vorhandenen ästhetischen Strukturen und baut auf sie auf. Oft ist beim billboard improvement so der Eingriff auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, wird er vom Betrachter dann jedoch entziffert, entsteht ein Überraschungseffekt, wodurch sich die veränderte Bedeutung leicht einprägt. Da diese Bedeutung formal noch immer sehr eng mit dem Corporate Design der Firma verbunden ist, wird sie dem Betrachter immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wenn er dieses an einem anderen Ort und zu einem anderen Zeitpunkt wieder sehen sollte. Wird etwas so stark verfremdet, dass es den Bezug zum Original verliert, kann zwischen den beiden keine Beziehung mehr hergestellt werden, womit die verfremdete Version nicht mehr als kritische Stellungnahme zum Original erkannt wird. Die Verfremdung so gering wie möglich zu halten, aber so ,dass sie trotzdem noch erkannt wird, ist also grundlegend für diese Strategie.

Die neue Aussage des Plakates ist also eine Kritik an der langweiligen und altmodischen [35] Webekampagne.” Dazu die BFL: "We felt that the whole Marlboro campaign using that macho cowboy is hackneyed and painfully dull .[...] It's about time they got rid of it. We thought we'd help them along."[36]


3.4. Reaktionen des Publikums

Wie die Betrachter letztendlich auf das billboard improvement reagieren, ist kaum genau vorherzusagen. Sie kann als interessante Erfahrung gesehen oder empört zurückgewiesen werden. Der Billboard-Improver kann eine mehr oder weniger provokative Aktion starten, doch wie die Reaktionen dann tatsächlich ausfallen bleibt immer offen. Da das billboard improvement nach seiner Entdeckung meist sehr schnell wieder entfernt und das Plakat in seine ursprüngliche Form gebracht wird, ist die Veränderung meist von kurzer Dauer. Wenn solch ein improvement in den Medien behandelt wird, dann selten in einem solchen Ausmaß wie beispielsweise die Aktion der Yes Men, die verhältnismäßig stark in den Medien vertreten war. Das mag daran liegen, dass es sich bei den Aktionen der BFL nicht um eine fast skandalöse Enthüllungsstory wie bei den Yes Men handelt, sondern um einen eher zurückhaltenden Eingriff, der durch eine Verschiebung der Wahrnehmung, Vergessenes oder Verborgenes wieder ins Bewusstsein rücken will.

3.5. Werbung oder Anti-Werbung?

In einem Artikel über die Aktion wird beschrieben, dass die BFL nichts gegen Zigaretten hat, sondern nur ihre dämlichen Webekampagnen hasst. 35 Dennoch ist die Zigarettenwerbung ein beliebtes Ziel der Billboard-Improver. Auch die BFL hat weitere Eingriffe in Werbeplakate der Zigarettenfirmen unternommen, in denen sie sehr kritisch Stellung gegen die Verharmlosung der Folgen des Rauchens in der Werbung bezieht. In einer Aktion von 1996 veränderten sie eine Camel-Leuchtreklame so, dass sie den Schriftzug „Am I dead yet?“ zeigte. [37]

Hier wird deutlich, dass sich ihre Kritik, wie in dem Zitat ausgedrückt eben nicht gegen das Rauchen als solches richtet, sondern gegen die Ausblendung seiner Folgen in der Zigarettenwerbung, also gegen die festgelegten Codes zur Entschlüsselung der Werbebotschaft, die dem Betrachter normalerweise nicht die Option eröffnen, das Camel-Maskottchen als krebskranken und hilflosen Raucher zu sehen. Somit übt die BFL Kritik am Rauchen als solches, indem sie die Tatsache, das Rauchen schädlich ist, betont, und dadurch den Zigarettenfirmen schadet. Die BFL will über die Folgen des Rauchens aufklären, sie will es nicht verbieten oder dämonisieren. Die Entscheidung zu Rauchen oder es nicht zu tun, nimmt sie dem Bürger nicht ab, auch wenn das häufige Hinweisen auf die Folgen des Rauchens möglicherweise die Entscheidung des Bürgers beeinflusst.

Bei jeder Aktion gibt die BFL einen „Kunden“ an, von dem sie behauptet, in seinem Interesse das Plakat verändert zu haben. Der Kunde ist jeweils der Auftraggeber des ursprünglichen Plakates, in diesem Fall die RJ Reynolds Tobacco Company. Durch diesen Hinweis versucht die BFL die Fronten zwischen Billboard-Branditry und dem Wirtschaftsunternehmen zu verwischen. Das Unternehmen kann den Eingriff als Provokation oder möglicherweise auch nur als Sachbeschädigung verstehen, aber auch als Anregung zu einer neuen Werbekampagne.

Die Strategien der Kommunikationsguerilla haben längst Einzug in die Werbeagenturen genommen. Beispielsweise testen große Unternehmen provokative neue Werbestrategien um ein jüngeres Publikum auf das Produkt aufmerksam zu machen. Es wurde entdeckt, dass schockierende Werbung, die nicht der konventionellen Schönmalerei der Werbung entspricht, Aufmerksamkeit erregt, und somit die Verkaufszahlen steigert. Bestes Beispiel ist die Schockwerbung von Benetton. Die BLF muss sich also fragen, ob ihre Aktion tatsächlich die Firma und ihre Werbestrategie angreift oder ob sie dieser nicht möglicherweise sogar nutzt.

Das Verändern von Werbung ist also ein umstrittener Bereich der Kommunikationsguerilla bei dem sich nicht endgültig klären lässt, wem die Aktionen tatsächlich dienen. Dennoch ist das Werbeplakat ein Ort, an dem über die Funktionsmechanismen von Werbung aufgeklärt werden kann, so wie es die BFL tut. Diese bekannt zu machen, heißt aber eben noch lange nicht, dass sich niemand mehr von ihnen beeinflussen ließe.


4. Werbung in eigener Sache

Die BFL will das Billboard Branditry so bekannt wie möglich machen, so dass sich ihm immer mehr Leute verschreiben und die Werbeplakate in ihrem Sinne verändern. Der Gruppe geht es also nicht darum, eine individuelle Autorenschaft bei jeder Aktion aufzuzeigen, vielmehr ist es völlig egal, wer diese Aktion durchgeführt hat. Damit stellt sich die Gruppe bewusst gegen den traditionellen Begriff der Autorenschaft. Ein klar identifizierbarer Autor war bis Mitte des 20sten Jahrhunderts elementar, um ein Kunstwerk als solches bezeichnen zu können. Und auch heute ist es im Kunstmarkt noch so, dass der Name des Künstlers beim Verkauf der Werke eine zentrale, Preis bestimmende Rolle spielt. Diesen Strukturen des Kunstmarktes entzieht sich die BLF, ihre Werke sind nicht verkäuflich, über die Medien wird lediglich bekannt gemacht, welche Gruppe hinter der Aktion steht.

Bei anderen Gruppen der Kommunikationsguerilla sieht das anders aus. Die Yes Men sind durch ihre Medienpräsenz als Gruppe so bekannt geworden, dass ihr Name schon den Status einer eigenen Marke angenommen hat. Sie versuchen nicht wie die BLF, eher im Verborgenen zu bleiben. Ihren künstlerischen Strategien entsprechend sind ihre Gesichter über die Videos bekannt geworden. Es sind immer dieselben Personen Andy Bichlbaum und Mike Bonanno, die sich zeigen und dadurch auch einen gewissen Bekanntheitsgrad und somit auch einen Markenwert erreichen. Durch ein Buch [38] und einen Film [39] haben sie sich selbst als Gruppe erfolgreich vermarktet. Die Adbusters Media Foundation, die sich dem Kampf gegen die Beeinflussung durch Werbung verschrieben hat, vertreibt auf ihrer Website neben dem Magazin auch etliche anderer Produkte wie Plakate oder den „Classical Blackspot Sneaker“, der folgendermaßen angepriesen wird: „Earth-friendly, cruelty-free, made by a small, union shop in Portugal, Blackspots represent a radical, no-compromise experiment. The ultimate goal is to break the monopolies of giant corporations, and create a new kind of grassroots capitalism.”[40]

Hier kann man sich die Frage stellen, inwiefern sich die Webestrategie großer Firmen von der, die die Adbusters Media Foundation verfolgt, unterscheidet. In beiden Fällen soll Profit gemacht werden, auch wenn bei Adbusters eher moralische Ziele im Vordergrund stehen, die Werbestrategie an sich unterscheidet sich dadurch noch nicht von den allgemein üblichen. Auch der Minalölkonzern Shell wirbt mit Umweltschutz [41]. Die Frage ist also, ob sich eine Kommunikationsguerillagruppe nicht ad absurdum führt, wenn sie sich selbst als Marke verkauft und damit Geld verdient. Oder ist es gerade ein konsequenter Schritt, den die Kommunikationsguerilla zu gehen hat, raus aus der Anonymität, hinein in die Wirtschaft, um dann neue alternative Strategien, wie z.B. fair trade vorzuschlagen?

Meiner Ansicht nach darf die Kommunikationsguerilla gerade diesen Schritt jedoch nicht machen, denn so nimmt sie sich selbst jegliche Schlagkraft. Gruppen, deren Ziel es eigentlich ist, verdeckte Strukturen aufzudecken und bisher Unsichtbares transparent zu machen, dürfen sich nicht selber diese undurchsichtigen Strategien zu Nutze machen, denn sonst leidet ihre Glaubwürdigkeit Schaden.

Solange die Vermarktung der eigenen subversiven Arbeit, wie z.B. bei den Yes Men durch Bücher und Filme oder bei den Guerilla Girls durch Plakate und Ausstellungen, der Verbreitung ihrer Ziele dient, kann dies nachvolllzogen und akzeptiert werden. Denn auch die geschickteste subversive Aktion hat keinen Sinn, wenn sie nicht von möglichst vielen als solche wahrgenommen werden kann. Sobald die Gruppe sich jedoch von den eigenen Zielen entfernt und irgendwelche Produkte zu verkaufen versucht, die nicht direkt in Verbindung zu ihren Aktionen stehen, wird sie ihren eigenen Zielen untreu und verliert ihre Glaubwürdigkeit. Die Kommunikationsguerilla sollte sich auf ihr eigentliche Absicht, das Sichtbarmachen von Strukturen beschränken. Alles was diesem Ziel nicht dient, sollte sie unterlassen, um die Effektivität der Aktionen nicht zu gefährden.

5. Zwischen Kunst und Politik

Aber auch wenn die Kommunikationsguerilla sich auf dieses Ziel konzentriert, muss man sich fragen, warum sie sich nicht auf eine rein politische Agitationsform, d.h. auf klare politische Forderungen beschränkt. Wäre eine solche direkte Kritik der Verhältnisse nicht möglicherweise erfolgreicher? Um politische Forderungen durchsetzen zu können, muss man von den herrschenden Institutionen und ihren Struktruren als konfliktfähig angesehen werden. Sie müssen ein hinreichendes Maß an politischer Macht besitzen, organisiert sein, um von den Herrschenden irritierend, politisch relevant wahrgenommen zu werden. Die Kommunikationsguerilla besitzt weder eine solche Konfliktfähigkeit, noch ein gewisses Drohpotential wie etwa Verbände oder Lobbys. Wenn man sich der Taktik der Macht bedienen will, kann man schlecht ihre Strukturen zerstören. Somit muss sich die Kommunikationsguerilla auf komplexere und subtilere Agitationsformen beschränken, da sie sonst ihr Ziel verfehlt.

Kommunikationsguerilla wird weitgehend von Künstlerinnen und Künstlern betrieben. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass es in der Kunst zum alltäglichen Handwerk gehört, die gesellschaftlichen Strukturen kritisch zu hinterfragen und die Erkenntnisse kreativ umzusetzen. Somit ist es naheliegend, dass sich die Kommunikationsguerilla aus diesem kreativen Potential rekrutiert, das die professionellen Voraussetzungen besitzt.

6. Wie subversiv ist die Kommunikationsguerilla?

Weiter muss man sich fragen, ob die Kommunikationsguerilla mit ihren jetzigen ästhetischen Formen des Widerstandes wirklich erfolgreich ist. Hier soll noch einmal auf die von Eco beschriebene Kommunikationskette der Massenmedien zurückgegriffen werden, da diese die Agitationsform der Kommunikationsguerilla erklären kann. Durch die einseitige Ausrichtung des Kommunikationsflusses in eine Richtung, nämlich die vom Sender zum Empfänger, ist bereits die Struktur, also eine Reaktion des Empfängers auf die empfangene Botschaft vorprogrammiert. Gleichzeitig wird hiermit eine eigenständige Aktion des Empfängers verhindert.

Jean Baudrillard kritisiert in seinem Essay „Requiem für die Medien“ Ecos Forderung nach einer semiologischen Guerilla, da eben diese die eigentlichen Machtverhältnisse nicht angreife, sondern sie noch bestätige. Die Medien selbst seien eben dadurch ein System der Kontrolle und der Macht, dass sie keine Antwort, keine wirkliche Kommunikation zuließen.[42] Es stellt sich also die Frage, ob die Bezeichnung Kommunikationsguerilla eigentlich unzulässig ist, da sie die einseitige Kommunikationskette der Medien nicht in ihrem Kern angreift, sondern lediglich auf sie reagiert? Laut Baudrillard haben es die Medien bis heute geschafft über inhaltliche Umwälzungen ihre Form und somit ihre Kontrollfunktion zu wahren. Als Beispiel dafür könnte man die Vereinnahmung subversiver Strategien durch die Werbebrache sehen. Hier ist es gelungen, das Medium Plakat effktiv weiterzuentwickeln, indem subversive Gestaltungsweisen integriert werden um sie im Interesse der Werbung einzusetzen.

Michel Serres hat dieses Prinzip Anhand des Bildes eines Parasiten und seines Wirts beschrieben. Der Künstler als Parasit greife das System und somit seine Struktur an und fordere es so heraus, auf diesen Angriff zu reagieren. Dadurch entwickle das System überhaupt erst die Fähigkeit auf solche Angriffe zu reagieren, es würde immun. Dies gelänge durch die Strategie der Integration, denn durch sie würde früher oder später jeder subversive Angriff harmlos, jede Avantgarde irgendwann Mainstream. Somit würde der Künstler oder der Kommunikationsguerillero zum erhaltenden Moment für das System.[43]

Als Beleg für diese Theorie von Michel Serres könnte herangezogen werden, dass die Weiterentwicklung der Werbung durch die subversiven Strategien, der Werbebrache ohne Frage zu einem neuen Aufschwung und höherer Popularität verholfen hat. Nach den Vorstellungen von Serres und Baudrillard ist die Arbeit der Kommunikationsguerilla somit von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil sie nicht das System als solches zu verändern versucht.

Der Grund für die Unvereinbarkeit der Positionen von Serres und Baudrillard mit der der Kommunikationsguerilla ist in den unterschiedlichen Gesellschaftskonzeptionen zu suchen, die ihnen zugrunde liegen. Die Wissenschaftler hängen der Vorstellung an, die gesellschaftliche Entwicklung werde von einer oder mehreren Gruppen gesteuert, denen gegenüber man sich als Individuum entweder positiv oder negativ positionieren kann. Die Kommunikationsguerilla hingegen vertritt ein individualistisches Gesellschaftskonzept, das „nicht von einer politischen Avantgarde ausgeht, welche die Massen anleitet und führt, sondern davon, dass gesellschaftliche Veränderungen aus dem Handeln aller Individuen entsteht.“[44] Somit ist auch jedes Individuum dazu berechtigt in bestimmte Prozesse einzugreifen, ohne gleichzeitig den Anspruch erheben zu müssen, als neue politische Avantgarde einen neuen Gesellschaftsentwurf vertreten zu wollen. Dadurch ist die Kommunikationsguerilla leicht angreifbar für den Vorwurf, sie würde mit ihren Aktionen nichts bewegen.

Die Offenheit der Aktionen der heutigen Kommunikationsguerilla widerspricht den dogmatischen Zielen der beiden Wissenschaftler. Meiner Ansicht nach ist es jedoch genau diese Offenheit und Prozessorientiertheit, die die Kommunikationsguerilla auszeichnet. Sie lassen sich keinem politischen Lager zuordnen, den rechten genauso wenig wie den Linken. Sie glauben an keine Ideologie, sondern lassen sich lediglich leiten von ihrem persönlichen Wunsch nach Freiheit. Sie sind nicht zu vereinnahmen und haben Spaß an dem, was sie tun. Auf die Frage, “Do you think what you are doing is making a difference?”, antworten die Yes Men: „We guesstimate that it is, somehow, somewhere. At least it’s better than sitting on our asses waiting for the world to change on its own.”[45]

Fußnoten

[1] Eco, Umberto: Für eine semiologische Guerilla, S.146

[2] Ebd. S.148

[3] Ebd. S.149

[4] Vgl. Ebd. S.151

[5] Ebd. S.154

[6] Vgl. Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.15

[7] Barthes, Roland in: Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.20

[8] Vgl. Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.8

[9] Ebd.

[10] Ebd. S.36

[11] Vgl. Becker, Silke; Mair, Judith: Fake for Real, S.211 f

[12] Aktion von Mike Bonanno von 1993, in der er die Stimmen von Barbiepuppen mit denen der Spielzeugpuppe GI Joe vertauschte, so dass nun Barbie: „Dead men tell no lies“ brummte und GI Joe mit piepsiger Stimme „Maths is too hard“ und „I want to go shopping“ säuselte. Die veränderten Puppen wurden wieder in die Regale der Spielzeuggeschäfte geschmuggelt und regulär verkauft. Auf der Verpackung brachte Mike Bonanno zusätzlich eine Telefonnummer an, wo den Kunden bei Problemen mit dem Spielzeug weitergeholfen werden sollte. Diese Nummer führte die verwunderten Kinder oder ihre Eltern jedoch zu amerikanischen Fernsehsendern, wodurch die Aktion große mediale Aufmerksamkeit bekam.

The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The yes men, S.11 f

[13] In dieser Aktion von Andy Bichlbaum, der zu der Zeit als Programmierer bei einer Firma die Computerspiele herstellte arbeitete, veränderte er das Aktion-Spiel SimCopter so, dass ein Armee von Soldaten im Spiel nichts weiter als Badehosen trugen und von Zeit zu Zeit den Spieler oder die anderen Soldaten mit Küssen überhäuften. 80 000 „neue“ Versionen des Spiels wurden in den Geschäften platziert, bevor die Firma die kleine Abweichung bemerkte.

The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, S.12

[14] Andy Bichlbaum gründete die Firma RTMark in Anschluss an die SimCopter-Aktion, überrascht davon, wie einfach es war massenmediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Auf der Website können anonyme Investoren an einer „Sabotage Börse“ zukünftige Aktionen durch Spenden unterstützen, die SimCopter-Aktion wurde als der erste Firmenerfolg ausgegeben.

The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, S.12

[15] WTO-Website der Yes Men

[16] After a protracted and detailed review of current trade policy and its effects on developing countries, the World Trade Organization has decided to effect a cessation of all operations, to be accomplished over a period of several months. The WTO will eventually reintegrate as a new trade body whose charter will be to ensure that trade benefits the poor.”

http://www.gatt.org/irelease.html

[17] Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.65

[18] http://www.theyesmen.org/faq/

[19] Vgl. The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, S.81 ff

[20]http://video.google.fr/videoplay?docid=-949578330555814933&q=yes+men&total=2134&start=20&num=10&so=0&type=search&plindex=7

[21] Vgl. Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.54 ff

[22] The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, S.110

[23] Ebd. S.110

[24] Ebd. S.111 ff

[25] Ebd. S.8

[26] Telepolis: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16863/1.html

[27] www.billboardliberation.com

[28] Vgl. http://www.billboardliberation.com/manifesto.html

[29] Ebd.

[30] Ebd.

[31] Vgl. Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.85 f

[32] Vgl. Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.46

[33] Vgl. Ebd.

[34] http://www.wired.com/wired/archive/4.04/scans.html?pg=5

[35] Vgl. http://www.billboardliberation.com/images/bore/bore_media_1.html

[36] Ebd.

[37] http://www.billboardliberation.com/deadyet.html

[38] The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, The true Story of the End of the World Trade Organization

[39] The Yes Men, Changing the world one prank at a time. By Dan Ollman, Sara Price, DVD, MGM, 2003

[40] Adbusters Media Foundation

[41] http://www.shell.com/home/content/envirosoc-en/environment/dir_environment_16042007.html

[42] Vgl. Baudrillard,Jean: Requiem für die Medien S.91

[43] Vgl. Fabo, Sabine: Parasitäre Strategien, S.49 f

[44] Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, S.30

[45] http://www.theyesmen.org/faq/

Quellenverzeichnis


Offizielle Website der Adbusters Media Foundation und des Adbusters Magazine: http://adbusters.org/metas/corpo/blackspotshoes/aboutblackspot.php

Offizielle Website der Billboard Liberation Front: www.bilboardliberation.com

Offizielle Website der Yes Men: www.theyesmen.org

Fake der Yes Men der WTO-Seite: http://www.gatt.org/irelease.html


Baudrillard,Jean: Requiem für die Medien, in: Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen, Merve Verlag, 1978, Berlin

Becker, Silke; Mair, Judith: Fake for Real, Über die private und politische Taktik des So-tun-als-ob, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2005

Blissett, Luther; Bruenzels, Sonja: Handbuch der Kommunikationsguerilla, Copy?right? Verlag Libertäre Assoziation Hamburg, Verlag der Buchläden Schwarze Risse Berlin – Rote Strasse Göttingen, 2001

Dery, Mark: Culture Jamming: Hacking, Slashing and Sniping in the Empire of Signs, 1999, http://levity.com/markdery/culturjam.html

Eco, Umberto: Für eine semiologische Guerilla, in: Über Gott und die Welt, Hanser, 1985,

Fabo, Sabine: Parasitäre Strategien, in: KunstForum, Bnd. 185, 2007

Graw, Isabelle: Wo Aneignung war, soll Zuneigung werden. Ansteckung, Subversion und Enteignung in der Appropriation Art, in: Mayer, Ruth; Weingart, Brigitte (Hrsg.): VIRUS! Mutationen einer Metapher, transcript, Cultural Studies, Bielefeld, 2004

Lasn, Kalle: Culture Jamming – Die Rückeroberung der Zeichen, orange-press, 2005, englische Erstausgabe 1999

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The Yes Men (Bichlbaum, Andy): The Yes Men, The True Story of the End of the World Trade Organization, The Disinformation Company, 2004

Wieners, Brad: Long Live Joe! 1996, http://www.wired.com/wired/archive/4.04/scans.html?pg=5

Willmann, Thomas: Die Wahrheit ist eine Bedrohung, Telepolis, 2004, http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16863/1.html