2.1. Die Anfänge

Zehn Tage vor der WTO-Konferenz in Seattle im Jahre 1999 geht die gefälschte Website der Yes Men auf der Domain www.gatt.org ans Netz, die sich für die offizielle Website der WTO bzw. der GATT ausgibt. Durch die Suchmaschinen werden die Internetsurfer, die nach der WTO oder der GATT suchen, auf die gefakte Website geleitet. Der erste Eindruck der Website lässt den Besucher nicht daran zweifeln, dass es sich hier nicht um die tatsächliche Seite der WTO handelt. Die beiden Seiten haben das gleiche Layout, selbst das offizielle WTO-Logo ziert die gefakte Seite. Sobald der Besucher jedoch zu lesen beginnt, wird schnell klar, dass es sich hier nicht um die offizielle Seite der WTO handeln kann. Man findet dort beispielsweise einen Artikel vom März 2002 mit der Überschrift: „WTO to announce schedule for disbanding“[15], in dem beschrieben wird, dass nach einer Untersuchung der Auswirkungen der aktuellen Welthandelspolitik die WTO beschlossen hat, alle ihre Operationen einzustellen, um eine Politik zugunsten der armen Länder zu unterstützen[16]. Der Artikel ist in einer sachlichen Sprache verfasst, so dass erst durch das Lesen der WTO kritischen Inhalte das eigentliche Anliegen der Seite klar wird.

Obwohl die WTO-Seiten also offensichtlich nicht von den ausgegeben Betreibern sein konnten, erreichte die Künstler Bichlbaum und Bonnano ein Email, in dem sie auf eine Internationale Welthandelskonferenz eingeladen wurden und zwar als offizielle Vertreter der WTO. Seither wurden die Yes Men als Vertreter der WTO auf verschiedenste Konferenzen eingeladen und durch neue gefakte Websites auch als Vertreter anderer Firmen beispielsweise dem Chemiefabrikant Dow Chemicals. Diese offiziellen Auftritte sind als eigentliche Arbeit der Yes Men zu sehen, die Internetseiten dienen nur dem Zweck eingeladen zu werden, um life performen zu können. Nun soll einer ihrer performativen Auftritte, der Vortrag, den sie auf der Konferenz „Textiles for the Future“ in Tampere gehalten haben, analysiert werden.