2.7. Subversion der Machtverhältnisse

Die Yes Men haben mit ihrer Aktion also aufgezeigt, dass, solange die Form stimmt, jeder sich als WTO-Vertreter ausgeben kann und in Wirtschaftskreisen auch als solcher ernst genommen wird, egal welche Botschaften man dabei von sich gibt. Damit greifen die Yes Men die Meinungshoheit der Wirtschaftsexperten in eben diesem Themengebiet an und verdeutlichen, dass sich auch hier nur um Menschen handelt, die verschiedene Interessen vertreten, die somit auch Fehler machen und manchmal Sachen sagen, die sie nicht unbedingt als Experten ausweisen. Hier zeit sich das subversive Potential ihrer Aktion. Indem sie die Wirtschaftsszene von ihrem Sockel herunter stoßen fordern sie dazu auf, Kritik zu üben, auch wenn dieses Recht den Bürgen ohne entsprechende Vorbildung, normalerweise nicht zu gestanden wird. Durch ihre Aktion wird überhaupt erst deutlich, dass die sogenannten Wirtschaftsexperten eine Meinungshoheit über bestimmte Themen haben und somit auch die Macht, bestimmte Entscheidungen in ihrem Interesse zu beeinflussen, ohne dass sich ihnen jemand entgegenstellt. Mit ihrer Aktion fordern die Yes Men also alle Bürger dazu auf sich kritisch zu äußern, die Machtmechanismen werden bloßgelegt und somit attackiert, sie werden jedoch nicht grundlegend verändert. Die Aktion verändert nichts an der Tatsache, dass die Wirtschaftsexperten weiterhin die Meinungshoheit besitzen, sie verändert nichts am Strom der Informationen, der von den Experten ausgehend den Bürger erreicht. Dieser kann weiterhin lediglich Stellung zu den vorgegebenen Informationen nehmen, kann sie aber nicht aktiv mit gestalten. Somit greift die Aktion nicht das System als solches an, sondern deckt lediglich einige Symptome auf. Die Wirkung einer solchen Aktion sollte also nicht überschätzt werden. Genauso wenig sollte sie aber auch unterschätzt werden, denn durch das Angreifen der Meinungshoheit steigt die Kritik, wodurch dann möglicherweise Veränderungsprozesse eingeleitet oder angetrieben werden können. Zu einem solchen Veränderungsprozess, der sich hauptsächlich im Bewusstsein der Bürger abspielt, will die Kommunikationsguerilla mit ihren Aktionen beitragen. Auch die Billboard Liberation Front, hat sich diesem Ziel verschieben und versucht dieses durch künstlerische Eingriffe in Werbeplakate zu erreichen. Die Gruppe und ihre Arbeit soll im folgenden Kapitel vorgestellt werden, wobei eine ihrer Arbeiten ausführlicher analysiert werden wird, um beispielhaft ihre künstlerische Strategie aufzuzeigen.