3.1. Das Manifest – Zu den Grundsätzen der Billboard Liberation Front

Auf ihrer Website hat die Billboard Liberation Front verschiedene theoretische Texte wie z.B. „The BLF Manifesto“ oder „Fauxvertising, FSU-ism and other Semiotic Attacks on Consensual Reality", sowie eine praktische Anleitung zum Billboard Improvement veröffentlicht. Sie liefern zu ihrer Arbeit sozusagen den theoretischen Hintergrund dazu, um ihre Absichten und Ziele zu verdeutlichen. Dies unterscheidet sich stark von der Vorgehensweise der Yes Men, die keinerlei theoretischen Hintergrund zu ihren Aktionen liefern. Bei ihnen steht die Aktion oder die Website für sich und können so vom Betrachter interpretiert werden.

Anstatt direkt die großen Konzerne anzugehen und bloßzustellen, so wie die Yes Men in ihrer Arbeit, hat sich die Billboard Liberation Front auf eine eher im Alltag übliche Darstellungsform, das Werbeplakat, beschränkt. In ihrem auf der Internetseite veröffentlichten Manifest beschreibt sie die Gründe für ihr Vorgehen gegen die Besetzung des öffentlichen Raums durch Werbebotschaften[28].

“You can switch off/smash/shoot/hack or in other ways avoid Television, Computers and Radio. You are not compelled to buy magazines or subscribe to newspapers. You can sic your rotweiler on door to door salesman. Of all the types of media used to disseminate the Ad there is only one which is entirely inescapable to all but the bedridden shut-in or the Thoreauian misanthrope. We speak, of course of the Billboard.“[29] Die BLF kämpft also gegen eine übermächtige Anwesenheit von Werbung im öffentlichen Raum, der man sich unmöglich entziehen könne.

Die riesigen Werbeplakate, die in Kanada und Amerika weitaus verbreiteter sind als in Europa, ließen die BLF dem Spaziergänger oder Autofahrer keine Möglichkeit sich ihnen zu entziehen, sie drängten sich durch ihre geschickte Platzierung beispielsweise an Autobahnen, ins Blickfeld und werden so, wenn auch nur unbewusst wahrgenommen. Die Werbebotschaften, schlichen sich so in unser Bewusstsein und veränderten unsere Gedanken und unser bildliches Vorstellungsvermögen.[30]

Dennoch verlangt die BFL nicht die Abschaffung des Billboards, statt dessen fordert sie die Leute dazu auf, selbst aktiv zu werden und die Werbeplakate in ihrem Sinne zu verändern. Zusätzlich fordert sie für jeden Bürger ein eigenes Werbeplakat, das dieser selbst gestalten kann. Wie eben schon erwähnt kann man auf der Internetseite eine ausführliche Anleitung finden, wie eine solche Billboard-Improvement-Aktion zu planen und durchzuführen ist.

Wichtig für ihre Eingriffe ist weiterhin, dass diese sich leicht wieder entfernen lassen. Ziel ist nicht, dass Plakat zu zerstören, sondern für kurze Zeit die Botschaft, die es vermittelt, zu verändern. In ihrer Anleitung „The Art & Science of Billboard Improvement“ empfehlen sie daher einen Gummikleber zu verwenden, der sich leicht entfernen lässt. Bei jeder Aktion lassen sie außerdem, wenn möglich einen Six-Pack Bier oben am Billboard, als kleinen Ausgleich für die Arbeiter, die das Plakat wieder in seinen Ausgangszustand bringen müssen. Wie bei den Yes Men haben wir es hier also nicht mit einer dogmatischen Kampfgruppe zu tun, die verbissen ihre politischen Vorstellungen an die Frau und an den Mann bringen will. Beide Gruppen möchten auf etwas aufmerksam machen, an dem wir sonst unbemerkt vorbeigehen, -klicken oder -zappen. So versuchen sie in die Wahrnehmung des Betrachters zu verändern und damit die Realität anders und kritisch zu beleuchten.

Nun soll beispielhaft ein billboard improvement der Gruppe beschrieben werden, und zwar das bereits 1980 von der Gruppe veränderte Marlboro-Werbeplakat. Es kann als exemplarisch für die Arbeit der BFL angehen werden, da es sich um eine Zigarettenwerbung handelt, die häufiges Ziel der Gruppe sind.